St. Korbinian
Lohhof

Diakonweihe 

In den vergangenen fünf Jahren auf dem Weg zum Diakon im Zivilberuf habe ich viele Erfahrungen gemacht. Rückblickend muss ich zugeben, dass man auch als Fünfzigjähriger noch vieles lernen kann und auch unbedingt sollte. Meine über dreißigjährige Berufserfahrung als Mitarbeiter in den verschiedensten Sparten der Bayerischen Polizei hat mir Facetten des menschlichen Lebens in Situationen gezeigt, die von grausam über außergewöhnlich, anspruchsvoll oder überwältigend bis hin zu hocherfreulich gewesen sind.
Sogar den ehemaligen Papst Benedikt XVI. durfte ich 2011 im Dom zu unserer Lieben Frau höchstpersönlich kennenlernen und für einen kurzen Moment sprechen. Ich muss zugeben, dass mich diese fast flüchtige Begegnung sehr beeindruckt hat. Josef Ratzinger hatte eine sehr starke Ausstrahlung, die mir das Gefühl von Herzlichkeit und verbindlicher Zugewandtheit vermittelte.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, ist es wahrscheinlich einer der Gründe, die mich sieben Jahre später in dem Entschluss bestärkte, ein Theologiestudium zu machen und bei unserem Erzbischof Reinhard Kardinal Marx den Wunsch vorzubringen Diakon zu werden.
Aus dieser und zahlreichen anderen Begegnungen mit der christlichen Spiritualität berufen durfte ich mich auf diesen Weg machen. Es ist für mich sehr bereichernd gewesen, meine Reise durch die Welt des Alltäglichen und Außergewöhnlichen im Leben der Menschen hat mir viel neues gezeigt. Plötzlich waren es nicht mehr nur Auseinandersetzungen und Gefahren, zumeist in Extremsituationen wie im Beruf. Kleine, große und riesengroße Sorgen, Ablehnung und tiefe „Lebensbeichten“ werden an einen Seelsorger getragen. Die großen Freuden müssen genauso begleitet sein, wie Schmerz und Trauer. Für jemanden der darauf geschult ist, zu retten, zu schützen und zu unterbinden, eine vollkommen neue Erfahrung. Es war zuhören, da sein, mitgehen gefragt, nicht mehr eingreifen, stoppen, aufschreiben oder gar anordnen.
Das alles möchte ich unter dem Begriff Demut stellen. Es war sie, die mich immer und immer wieder einholte. Diese Eigenschaft, welche meiner Meinung für einen guten Seelsorger unumgänglich ist. Sie forderte meine Seele und meinen Verstand heraus. Es geht nicht um einen selbst, nicht „ich“, sondern Jesus Christus, seine Botschaft und die Menschen, sollen im Vordergrund stehen. Sie ist die Gabe darauf vertrauen zu können, dass Gott da ist, mitanfasst, mitgeht und bedingungslos hilft. So leicht, aber keinesfalls simpel, ist die „große“ Lehre meines Weges bis hierher.
In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue. (Psalm 31,6)

Matthias Schmidt

Einladung zur Diakonweihe am 28. September 2024, um 9.00 Uhr im Dom zu Unserer Lieben Frau zu München   (pdf-download)